Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung 10/2018 |
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Tagesordnungspunkt: | 8. LMV-Anträge |
Antragsteller*in: | Carolin Miesner, Jonathan Thurow, Dominik Stanke, Liam Harrold |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 09.10.2018, 12:55 |
LMV1: NS-Propaganda entlarven - Für eine Gedenkstätte und Lernort am Bückeberg
Zusammenfassung
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen positioniert sich für den Bau einer Gedenkstätte und eines Lernortes am ehemaligen "Reichserntedankfest"-Gelände am Bückeberg im Landkreis Hameln-Pyrmont. Die GJN lehnt es ab, einen Schlussstrich unter die Geschichte zu ziehen. Im Antrag wird auch kurz auf die Geschichte und historische Bedeutung des Ortes eingegangen.
Antragstext
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen unterstützt die Initiative des Vereins für
regionale Kultur- und Zeitgeschichte Hameln e.V. und des Landrats von Hameln-
Pyrmont, Tjark Bartels, das unter Denkmalschutz stehende Gelände am Bückeberg,
auf dem die nationalsozialistischen „Reichserntedankfeste“ stattgefunden haben,
als Bildungs- und Dokumentationsstätte zu gestalten und eine dauerhafte
wissenschaftliche Begleitung vor Ort sicherzustellen.
Zwischen 1933 und 1937 fanden am ersten Sonntag im Oktober auf dem Bückeberg die
sogenannten Reichserntedankfeste statt, die sich auf der Blut-und-Boden-
Ideologie der Nationalsozialisten gründeten und die Bedeutung der "deutschen
Bauernschaft" hervorhoben. Im Vorfeld fanden in der zur "Reichsbauernstadt"
erhobenen Stadt Goslar die Reichsbauerntage statt. Die im ländlichen Raum
verankerte christliche Tradition des Erntedankfestes erfuhr durch das
"Reichserntedankfest" eine Instrumentalisierung durch das NS-Regime. Der
Nationalsozialismus verstand das Erntedankfest als ein Fest, das seinen Ursprung
und seine Sinngebung in der Verehrung des germanischen Gottes Wotan hatte.
Gleichzeitig band es die ländliche Bevölkerung ideologisch und emotional an das
NS-Regime. Die politische und ideologische Bedeutung wird auch dadurch deutlich,
dass nicht nur der Reichspropagandaminister Joseph Goebbels regelmäßig teilnahm,
sondern auch Adolf Hitler von Berlin auf den Bückeberg kam.
Über die Jahre kam es zu Vorfällen, an denen am 20. April (Hitlers Geburtstag)
Blumen niedergelegt wurden. So war die Gemeinde Emmerthal zuerst skeptisch, das
Gebiet als Denkmal auszuweisen. Diese Haltung änderte sich, sodass das Gelände
seit 2011 im Denkmalverzeichnis aufgeführt ist. Es ist einer der wenigen noch
erhaltenen Orte (neben beispielsweise dem Reichsparteitagsgelände in Nürnberg),
wo die Nationalsozialisten um Zustimmung in der Bevölkerung warben und die
Volksgemeinschaft manipulativ inszenierten. Historisch kommt dem Bückeberg für
die bundesweite Erinnerungskultur eine große Bedeutung zu.
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen ist der Auffassung, dass die Verbrechen des
Nationalsozialismus ohne eine Beschäftigung mit der Gesellschaft und Ideologie
des Nationalsozialismus nicht verstanden werden können. Die Geschichte der Shoah
und der Konzentrationslager und der Bückeberg als Propagandaort gehören zusammen
und sind Teil des selben Systems, nämlich der nationalsozialistischen
Gewaltherrschaft. Wer über die Verbrechen spricht, darf nicht über die Täter und
die Mitmachbereitschaft in der deutschen Bevölkerung schweigen.
Die GRÜNE JUGEND Niedersachsen begrüßt es, dass hier insbesondere die NS-
Propaganda und die Verführbarkeit von Menschen vermittelt und in der erhaltenen
Topographie des Geländes sensibel erfahrbar und besser zugänglich gemacht werden
sollen. Als Ort der nationalsozialistischen Selbstinszenierung muss der
Bückeberg ein finanziell und personell ausreichend ausgestatter Lernort
politischer Bildung werden, an der pädagogische Arbeit und die Vermittlung von
Demokratie sowie der Gefahren des Faschismus möglich sind. Eine aktive
Auseinandersetzung mit der Geschichte und der NS-Ideologie ist eine zwingende
Notwendigkeit für eine demokratische Gesellschaft, antifaschistisches Engagement
und unserer Verantwortung für die Zukunft.
Die GRÜNE JUGEND Niedersachen lehnt jegliche Bestrebungen, einen Schlussstrich
unter die Geschichte zu ziehen, ab. Wir danken den Initiator*innen und
Unterstützer*innen für ihren langjährigen, unbeirrten Einsatz für dieses
Projekt, dem aktuell in der konkreten Planungsphase aus Teilen der Bevölkerung
und Politik vor Ort leider erheblicher Widerstand entgegengebracht wird.
Begründung
Ergibt sich aus dem Antragstext.
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