| Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung 2025-2 (Goslar) |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | #10 Arbeitsprogramm |
| Antragsteller*in: | Landesvorstand (dort beschlossen am: 01.11.2025) |
| Status: | Eingereicht |
| Antragshistorie: | Version 2 |
A2: Arbeitsprogramm
Antragstext
Wir leben in Zeiten multipler Krisen: Rechtsruck, soziale Spaltung und
Klimakrise verschärfen sich. Antifeministische Bewegungen greifen erkämpfte
Rechte an, während Reiche reicher und Arme ärmer werden. Diese Krisen sind
menschengemacht – Resultat eines ausbeuterischen, ungleichen Systems. Das
kommende Jahr bringt für uns große Herausforderungen: Die Kommunalwahl in
Niedersachsen, inklusivere Strukturen und mehr Schlagkraft.
Genau deshalb braucht es jetzt eine wirksame, linke Grüne Jugend. Eine, die
nicht nur Symptome bekämpft, sondern das System hinterfragt. Eine, die nicht nur
mitverwaltet, sondern Alternativen aufzeigt. Eine, die den Mut hat,
Kapitalismuskritik zu formulieren und für eine grundlegend andere Gesellschaft
zu streiten – eine Gesellschaft, die auf Solidarität, Gerechtigkeit und
ökologischer Nachhaltigkeit beruht.
Es gründen sich immer mehr Kreisverbände´und ihr zeigt konkret vor Ort, dass wir
eine politische Heimat für viele junge Menschen sind.
2026 wollen wir diesen Schwung nutzen und noch stärker werden. Wir wollen eine
Grüne Jugend sein, die als eine systemkritische Stimme bei den Grünen nicht nur
gehört wird, sondern auch als prägender Akteur mitgestaltet. Eine Grüne Jugend,
die basisdemokratisch organisiert ist und in der alle eine Stimme haben. Eine
Grüne Jugend, die solidarisch zusammensteht – über Kreisverbandsgrenzen hinweg.
Um genau so eine Grüne Jugend zu sein, gibt es im Arbeitsprogramm erste Ideen
und Orientierungspunkte, wie wir diesem Ziel im nächsten Jahr näher kommen.
Verbandsreform und demokratische Erneuerung
Ein wichtiger Schwerpunkt liegt auf der strukturellen Reform und Stärkung der
Basis. Weil es aktuell noch schwierig ist, die Basis gut auf Landesebene
einzubinden, wollen wir basisdemokratische Prozesse ausbauen und neue
Beteiligungsformate entwickeln. Das ist wichtig, damit alle Mitglieder eine
stärkere Stimme in der Verbandsarbeit haben. Gleichzeitig wollen wir eine
solidarische Debattenkultur fördern, um dem Problem entgegenzuwirken, dass
manche Menschen durch eine sehr Raum einnehmende Art die Debattenkultur
erschweren und andere dadurch von der Beteiligung abhalten. Durch regelmäßige
Vernetzung zwischen Kreis- und Landesverband via Online-Formaten soll der
interne Austausch verbessert und demokratische Teilhabe gestärkt werden. Dieser
Austausch soll zum einen durch die Kreisverbandsverantwortlichen Treffen in
Präsenz, und durch KV-Calls gestärkt werden. Eure Kreisverbandsverantwortlichen
werden weiterhin immer erreichbar für euch sein. Als ein neues Gremium wollen
wir den FLINTA*Rat einführen, dort wird es zum einen Förderangebote für FLINTAS
geben, zum anderen auch über Inhalte debattiert werden.
Mit der Initiative "Back to Basics" wollen wir ein Grundsatzprogramm mit
Grundwerten für Niedersachsen entwickeln. Diese eigenen Grundwerte sind wichtig,
um ein klares Profil des niedersächsischen Verbandes zu schaffen und den
Mitgliedern stärkere Identifikationsmöglichkeiten zu bieten, die über die
bundesweiten Standards hinausgehen.
Parallel dazu entwickeln wir eine umfassende Kreisverbandsstrategie zur Stärkung
lokaler Strukturen. Viele Kreisverbände haben Probleme mit zu wenig Geld und
Schwierigkeiten, ihre Mitglieder zu mobilisieren. Deshalb wollen wir
strukturschwache Kreisverbände durch finanzielle Mittel,
Mobilisierungsunterstützung oder anderen Ressourcen gezielt fördern. Die
regionale Vernetzung zwischen den Kreisverbänden ermöglicht dabei einen
wertvollen Austausch über den Umgang mit spezifischen Problemen und mögliche
strukturelle Veränderungen, von denen alle lernen können.
Inklusion und gesellschaftliche Vielfalt
Die Förderung von Inklusion und Empowerment ist ein weiterer Kernbereich, weil
wir den Verband diverser und zugänglicher machen wollen. Die
Geschlechterstrategie entwickeln wir mit besonderem Fokus auf Trans-, Inter-,
Nicht-binäre- und Agender-Personen weiter, da die aktuelle Strategie noch sehr
stark auf Cis-Frauen ausgerichtet ist und TINA*-Personen weniger berücksichtigt.
Diesen Personengruppen ermöglichen wir ein spezifischeres Empowerment und
gezielte Unterstützung.
Im Rahmen des Geschlechterstrategieteams entwickeln wir eine Handreichung für
Kreisverbände mit Maßnahmen und Best-Practice-Beispielen für FLINTA*-
Empowerment.
Ein FLINTA*-Austausch zwischen den Kreisverbänden soll als regelmäßige Treffen
oder projektbezogene Zusammenarbeit organisiert werden.
Zur Verbesserung der Barrierefreiheit wird eine Inklusions-Beauftragte Person im
Landesvorstand benannt und Konzepte für Inklusion und Empowerment entwickelt,
bei den Konzepten wird sich an der Strategie vom Bundesverband orientiert. Im
Bereich Antirassismus und Migration plant der Verband, die Migra-Förderung
strategisch auszubauen, antirassistische Praxis zu konkretisieren und die
Solidarität mit migrantisierten Communities zu stärken.
Um Schüler*innen die Möglichkeit zu geben, in einem geschützten Rahmen ihr
Interessen und politischen Positionen zu entwickeln und zu diskutieren, wird der
Landesvorstand ein Konzept für eine langfriste Schüly-Vernetzung und -
Empowerment ausarbeiten und im kommenden Verbandsjahr umsetzen.
Besondere Aufmerksamkeit gilt der sozialen Gerechtigkeit durch verstärkte Azubi-
Förderung und die Schaffung niedrigschwelliger Zugänge zum Verband für Nicht-
Akademiker*innen unter dem Motto "Politik für die 99%" - einer Politik, die sich
für die 99% der Gesellschaft einsetzen. Dies ist notwendig, da die aktuellen
Verbandsstrukturen und die verwendete Sprache oft sehr akademisch geprägt sind
und dadurch Menschen ohne Hochschulhintergrund vom Verband fernhalten. Durch den
Abbau dieser Barrieren kann der Verband sein gesellschaftliches Wirkungsspektrum
erheblich erweitern und Klassismus aktiv bekämpfen.
Politische Schwerpunkte und Vernetzung
Für das Jahr 2026 stehen die Kommunalwahlen im Mittelpunkt der politischen
Arbeit, da sie ein enormes Politisierungspotential von jungen Menschen vor Ort
bieten. Dafür wird für den Wahlkampfzeitraum ein "Kommunales-Kämpfe-Team"
eingerichtet, das kommunale Kampagnen mit plant und koordiniert sowie lokale
Amtsträger*innen besser vernetzt und ausbildet. Die lokale Bündnisarbeit soll
gestärkt werden, um gemeinsam mit anderen progressiven Kräften vor Ort wirksam
zu sein.
Die norddeutsche Vernetzung soll weiter gestärkt werden, wobei gemeinsame
Aktionen realisiert werden, wenn sich entsprechende Gelegenheiten bieten. Diese
Kooperation ermöglicht es, größere und vielfältigere Veranstaltungen, sowie
größere Kampagnen zu organisieren, die einzelne Landesverbände alleine nicht
stemmen könnten. Zusätzlich wird eine "Ost-Solidarität" mit ostdeutschen
Landesverbänden praktiziert, da diese mit besonderen strukturellen Problemen
kämpfen und gezielte Unterstützung benötigen. Die Länderrats-Arbeit wird aktiv
gestaltet, um die Stimme Niedersachsens auf Bundesebene zu stärken.
Bildung und Qualifizierung
Die gesellschaftskritische Bildungsarbeit bildet das Kernstück der
Qualifizierungsstrategie, da die Grüne Jugend als systemkritische Organisation
ihren Mitgliedern ermöglichen möchte, einen eigenen breiten und reflektierten
Blick auf gesellschaftliche Zusammenhänge zu entwickeln. Das Bildungsteam erhält
mehr Autonomie zur selbstständigen Erarbeitung von Bildungsinhalten und nimmt
Teil an verbandsinternen Methoden-Seminaren für Teams und
Verantwortungsträger*innen. Diese erweiterte Selbstständigkeit ermöglicht es,
Bildungsangebote passgenauer auf die Bedürfnisse des Verbandes zuzuschneiden.
Programme zur Fortbildung von Verantwortungsträger*innen sollen den
Wissenstransfer zwischen erfahrenen und neuen Aktiven sicherstellen und damit
die Kontinuität der Verbandsarbeit gewährleisten. Spezielle kommunale
Bildungsarbeit für Amtsträger*innen wird angeboten, um die Qualität der
politischen Arbeit vor Ort zu verbessern. Die Vorbereitung auf die
Bundeskongresse soll durch erweiterte Bildungsformate optimiert werden, um
Mitglieder besser auf den Bundeskongress vorzubereiten und eine qualifizierte
Mitgestaltung der Bundesebene zu ermöglichen.
Strukturelle Weiterentwicklung
Die Teamstrukturen werden systematisch ausgebaut und professionalisiert, um die
Arbeitskapazität des Verbandes zu erhöhen und Aufgaben besser zu verteilen. Das
Bildungsteam erhält ein eigenständiges Mandat, um gesellschaftskritische
Bildungsarbeit als Kernbereich des Verbandes weiterzuentwickeln. Das Social
Media Team soll strategisch weiter professionalisiert und in die Breite des
Verbandes getragen werden, um eine konsistente und wirkungsvolle digitale
Präsenz zu gewährleisten. Bei spezifischen Projekten arbeiten die verschiedenen
Teams zusammen, um Synergien zu nutzen und die Schlagkraft gemeinsamer Aktionen
zu erhöhen.
Das Geschlechterstrategie Team arbeitet an der Weiterentwicklung der
Geschlechterstrategie und deren Integration in die Verbandsdebatte, wobei ein
FLINTA*-Austausch zwischen den Kreisverbänden sowohl als regelmäßige Treffen als
auch als projektbezogene Zusammenarbeit organisiert werden kann. Dies ermöglicht
eine flexible Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse und Kapazitäten der
Kreisverbände. Das neu zu gründende Kommunale Kämpfe Team koordiniert den
Kommunalwahlkampf und unterstützt die lokalen Strukturen bei der Umsetzung von
Kampangen.
Öffentlichkeitsarbeit und Kampagnen
Die Kommunikationsstrategie konzentriert sich auf den Ausbau von Instagram und
TikTok sowie die kommunikative Umsetzung der "Politik für die 99%". Durch eine
verstärkte Präsenz in sozialen Medien soll die Reichweite für linke Positionen
erhöht und neue Zielgruppen erschlossen werden. Dabei wird bewusst eine Sprache
gewählt, die auch Menschen ohne politische Vorerfahrung anspricht und komplexe
Zusammenhänge verständlich macht. Darüber hinaus werden wir unsere Pressearbeit
weiter ausbauen.
Durch Aktionstage mit Beteiligung der Kreisverbände, Anti-Rechts-Mobilisierung
und die Verbindung von Klimagerechtigkeit und sozialer Gerechtigkeit soll eine
breitere gesellschaftliche Wirkung erzielt werden. Die strategische
Kommunikation dient nicht nur der Mitgliedergewinnung, sondern auch der
politischen Bildung und der Verbreitung gesellschaftskritischer Perspektiven in
der Öffentlichkeit. Kampagnen werden so gestaltet, dass sie die verschiedenen
politischen Schwerpunkte des Verbandes zusammenführen und sichtbar machen. Damit
Kampagnen Wirkung entfalten, ist es wichtig, dass bei der Erarbeitung Wert auf
die Umsetzbarkeit unter verschiedenen Rahmenbedingungen gelegt wird und dass
alle Kreisverbände mitmachen, so kann die Lebensrealität vor Ort am besten
verändert werden.
Finanzierung und Ressourcen
Die Haushaltsplanung fokussiert sich auf die Bereiche Personal,
Landesmitgliederversammlungen und Bildungsarbeit, während der Kommunalwahlkampf
fest eingeplant wird. Eine solide Finanzierung ist die Grundlage für alle
anderen Aktivitäten des Verbandes und ermöglicht es, professionelle Standards in
der politischen Arbeit zu erreichen.
Zur Ressourcenerweiterung sollen bestehende Fördermittel erhöht, Kooperationen
mit der Stiftung Leben und Umwelt aufgebaut und eine Kampagne zur
Fördermitgliedschaft für die Grüne Jugend gestartet werden. Die Diversifizierung
der Finanzierungsquellen macht den Verband unabhängiger und ermöglicht es, auch
größere Projekte zu realisieren. Gleichzeitig stärkt eine breitere Förderbasis
die demokratische Legitimation und die Verbindung zu unterstützenden Personen
und Organisationen.

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