| Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung 2025-2 (Goslar) |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | #7.1.1.2 Sprecher*innen (offener Platz) |
| Antragsteller*in: | Lukas Kluge (LV Grüne Jugend NdS) |
| Status: | Eingereicht |
| Angelegt: | 28.10.2025, 11:16 |
B3: Lukas Kluge
Bewerbung
Ihr Lieben,
vor einem Jahr habe ich mich erstmals für den Landesvorstand beworben. Damals war sehr unklar, ob die Grüne Jugend der Ort bleibt, der sie war. Bleibt sie kritisch, bleibt sie links? Ich bin sehr glücklich, wenn ich auf das vergangene Verbandsjahr zurückblicke und feststellen kann, dass wir es sowohl in Niedersachsen als auch in den anderen Teilen Deutschlands geschafft haben, die GJ stabil zu halten! Die GJ bleibt ein Ort, an dem sich junge Menschen zum ersten Mal politisieren, an dem sie zum ersten Mal politisch wirksam sind, an dem Hoffnung entstehen kann. Ich blicke allerdings auch zurück auf eine Bundestagswahl, mit deren Ausgang wie auch mit dem Wahlkampf viele unserer Mitglieder gehadert haben. Und nicht zuletzt befinden wir uns immer noch in einer Phase des Rechtsrucks und sind von linken Mehrheiten weiterhin weit entfernt.
Was ist das Problem?
Menschen fehlt momentan die Hoffnung, dass eine Partei links der Mitte es schafft, ihr Leben spürbar und konkret zu verbessern. Wann war das letzte Mal, dass sich die persönliche finanzielle Situation von Menschen durch eine politische Entscheidung deutlich verbessert hat? Beim 9-Euro-Ticket konnten viele Menschen ordentlich sparen, aber das war eben auch nur drei Monate lang so günstig. Und abgesehen davon? Mir fällt da nicht viel ein. Womit wir beim Status quo wären. Wie soll Begeisterung für die Grünen oder eine andere linke Partei entstehen, die für Mehrheiten ohne CDU und AfD sorgt? Die Verbesserung der persönlichen finanziellen Situation muss die Hauptaufgabe der Politik sein – aber nicht nur. Es geht auch um die Verbesserung der Lebenssituation abseits davon. Hier ist es mindestens genauso wichtig, die Diskursverschiebungen der Regierung nicht mitzugehen.
Beispielhaft lässt sich das an der Wehrpflicht-Debatte nachverfolgen. Wollen wir eine Wehrpflicht? Junge Menschen sagen: Nein. Die CDU sagt: Doch. Die SPD sagt, sie möchte lieber Freiwilligkeit. Die CDU sagt: Nein. Die SPD knickt ein. Die Grünen sagen gar nichts. Die Bundesregierung schlägt eine Lotterie-Wehrpflicht vor. Alle finden die Idee grottig. Die Idee wird verworfen. Einige Grüne schlagen eine Dienstpflicht als Kompromiss vor. Prominente Parteimitglieder unterstützen das. Warum wir das eigentlich brauchen? Längst nicht mehr Teil der Debatte. Wir brauchen das jetzt. Hat wer gesagt? Keine Ahnung. Aber jetzt ist die Debatte seit drei Wochen in den Medien. Jetzt muss irgendwas geliefert werden. Alles andere bestraft der Medienbetrieb. Und eine Dienstpflicht ist ja schließlich besser als eine reine Wehrpflicht, nicht wahr? Dass die jungen Menschen ursprünglich mal Nein gesagt haben, ist dabei schon wieder längst vergessen …
Von außen mag es manchmal fast etwas krass wirken, wie viel wir uns in den letzten Wochen mit dem Thema Wehr- und Dienstpflicht beschäftigt haben. Aber dahinter steckt der große Kampf darum, die Grünen für junge Menschen als Partei attraktiv zu halten. Seit Jahren erleben junge Menschen, dass Parteien keine großen Projekte mehr für sie in petto haben. Die Grünen haben dagegen einen Vorteil: Sie stehen authentisch für Umwelt-, Klima- und Naturschutz. Sie stehen für die Hoffnung auf einen zumindest noch halbwegs intakten Planeten, auch noch in 50 Jahren. Aber das ist eine sehr abstrakte Hoffnung auf ein besseres Leben in einer noch weit entfernten Zukunft. Während die Ansage: „Wenn du uns wählst, dann musst du nach der Schule zur Bundeswehr oder irgendwo anders für ein Jahr unterbezahlt arbeiten“, eine sehr konkrete Ansage ist. Konkret erfahrbar und konkret spürbar, wie das Leben als junger Mensch durch diese politische Entscheidung schlechter wird. Da hilft es auch nicht, das beste Klimaschutzkonzept zu haben.
Die Grünen müssen ihren Mut zurückgewinnen
Man müsste meinen, bei dieser wahnsinnig schlechten Politik der Bundesregierung müsste es ein Leichtes sein, die Grünen als hoffnungsvolle, progressive Kraft zu stärken. Doch das funktioniert natürlich nicht, wenn man bei jeder neuen Positionierung darauf achtet, dass sie möglichst ausgeglichen ist. Bloß niemandem auf die Füße treten. Am Ende könnten manche Forderungen ja noch als radikal wahrgenommen werden. Einige Grüne im Bundestag sind gedanklich noch immer in ihrer staatstragenden Regierungszeit gefangen, und das lähmt. Was die GroKo in der Asyl-, Sozial- und Klimapolitik macht, ist bodenlos, schlimm, zerstört Existenzen. Menschen erwarten zu Recht, dass das von Grünen in der Opposition auch genauso klar benannt wird.
Mitten in diesem Rechtsruck haben wir in Niedersachsen eine rot-grüne Landesregierung. Bis zur Landtagswahl 2027 sind es noch knapp zwei Jahre hin. Das ist eine Chance. Zwei Jahre, in denen die Grünen zeigen können, was sie in der Regierung für einen Unterschied machen. Zwei Jahre, um auch öffentlich Profil zu gewinnen. Und manchmal brauchen sie dafür noch eine kleine Erinnerung von der Grünen Jugend.
Nicht zuletzt werden wir uns weiterhin in Debatten um den richtigen Weg in der Partei einmischen. Ich habe im letzten Jahr gemerkt, dass wir als GJ viele Verbündete in der Partei haben. Ebenso habe ich Menschen kennengelernt, mit denen man vielleicht auch mal nicht übereinstimmt, die aber Respekt vor der Haltung einer GJ haben, und ich ebenso vor ihrer. Aber es gibt leider auch einen kleinen Teil der Mitglieder, der immer wieder mit Abschiebefantasien und rassistisch angehauchten Debattenbeiträgen auffällt. Für mich ist klar: Wer in Zeiten des Rechtsrucks solche Narrative setzt, nach Abschiebungen in Krisengebiete ruft und den Rechtsruck in unsere Partei trägt, der steht konträr zu unseren Vorstellungen für ein gutes Leben für alle. Verlasst endlich diese Partei, Ihr seid hier falsch!
Politische Kämpfe vor Ort gewinnen: Die Rolle der Grünen Jugend
Im kommenden Jahr stehen Kommunalwahlen in Niedersachsen an. Diese sollten wir als GJ nutzen, um die Relevanz der politischen Kämpfe vor Ort hervorzuheben. Und diese politischen Kämpfe vor Ort werden längst nicht nur im Stadtrat geführt! Unsere Kreisverbände sind das Herzstück der Grünen Jugend. Hier passiert ein Großteil der Aktivität im Verband. Hier planen wir Demos, führen Aktionstage durch und bilden uns selbst weiter. Gerade vor Ort lässt sich als GJ ordentlich was bewegen. Sei es, sich um den mangelhaften ÖPNV zu kümmern, gegen neue Autobahnen oder Gasförderprojekte zu mobilisieren oder Protest gegen die lokale AfD-Versammlung zu organisieren. Beispielhaft für Wirksamkeit und Sichtbarkeit bei lokalen Kämpfen war die Kampagne der GJ-Oldenburg-Land gegen sexistische Strukturen beim Gildefest in Wildeshausen. So ein konkreter, lokaler Protest ist dann besonders wirksam, wenn ein starkes Band zwischen den GJ-Mandatsträger*innen im Kommunalparlament und den Aktiven aus dem Kreisverband besteht. Und gäbe es einen besseren Anlass, in die Kampagnen vor Ort reinzugehen, als für die Kommunalwahl?
Dabei müssen wir uns allerdings in einem Spannungsfeld bewegen. Manche Gemeinden sind hoffnungslos überschuldet. Und nein, da macht es tatsächlich keinen ganz so riesigen Unterschied, ob in diesem Gemeinderat drei GJ-Mitglieder sitzen. Es ist auch keine coole Rolle, wenn man lediglich darüber entscheiden kann, an welcher Stelle gespart wird, weil der Haushalt sonst vom Land einkassiert wird. Das ist aber längst nicht in allen Gemeinden der Fall. In anderen wiederum kann eine Stimme aus der GJ im Kommunalparlament einen echten Unterschied machen. Und wir haben motivierte GJ-Mitglieder, die für ein Kommunalmandat kandidieren werden, und die werden wir natürlich mit voller Kraft unterstützen!
Ich bin Lukas, 23, komme aus Hannover, und ich bewerbe mich als Landessprecher der GRÜNEN JUGEND Niedersachsen. Ich kandidiere, damit die GJ Niedersachsen weiterhin laut, links und sichtbar bleibt. Ich kandidiere, weil ich die Grünen genauso glaubwürdig für Gerechtigkeit streiten sehen will, wie wir es bei der Grünen Jugend tun. Und ich kandidiere, weil ich richtig Bock habe, gemeinsam mit Euch in die kommunalen Kämpfe vor Ort reinzugehen und eine richtig geile Kommunalwahlkampagne auf die Beine zu stellen!
Bei Fragen zu meiner Kandidatur könnt Ihr mir jederzeit über Telegram oder Insta schreiben. Ich freue mich darauf, Euch alle bei der LMV wiederzusehen!
seit 2021: Mitglied Grüne Jugend
seit 11/2024: Mitglied im Landesvorstand der GJ Niedersachsen
seit 05/2025: Landessprecher der GJ Niedersachsen
erreichbar bei Telegram: @lkluge
erreichbar bei Instagram: lukas__klg
