| Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung 2025-2 (Goslar) |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | #14 Verschiedene Anträge |
| Antragsteller*in: | Barbara Winter (Landesvorstand) |
| Status: | Eingereicht |
| Angelegt: | 04.11.2025, 11:10 |
V6: Schluss mit Tierquälerei: Keine Finanzierung durch Staatsgelder mehr!
Antragstext
Zoologische Einrichtungen befinden sich in einem grundlegenden Widerspruch
zwischen ihrem Selbstverständnis als Einrichtungen des Tier- und Artenschutzes
und ihrer tatsächlichen Praxis. Sie präsentieren sich öffentlich als Orte, an
denen gefährdete Tierarten geschützt und erhalten werden, um Ersatzpopulationen
herzustellen. Die systematische Zucht von Wildtieren in Gefangenschaft führt
jedoch regelmäßig dazu, dass gesunde Jungtiere getötet werden, wenn sie nicht in
das Konzept des Zoos passen.
Wilderei
Besonders in Aquarien ist die Beschaffung von Tieren aus der freien Wildbahn
problematisch. Spezies wie Delfine oder Haie lassen sich in Gefangenschaft
schwierig züchten. Deshalb werden sie legal und teilweise auch illegal aus
natürlichen Lebensräumen entnommen.
Strukturelle Ursachen
Diese Probleme sind strukturell bedingt: Zoos brauchen Nachwuchs und exotische
Tierarten, um für Besucher attraktiv zu bleiben und ihre Existenz zu
rechtfertigen. Sie können jedoch nicht unbegrenzt Tiere aufnehmen, was zu
Überpopulationen führt. Die Folge ist eine selektive Tötungspraxis, die mit den
Prinzipien des Tierschutzes kollidiert.
Der vorgebrachte Artenschutzauftrag erweist sich dabei als fragwürdig: Nur 20
bis 25 Prozent der tatsächlich bedrohten Säugetierarten und lediglich 3 Prozent
der bedrohten Reptilienarten werden überhaupt in Zoos gehalten. Viele dieser
Arten – wie Tiger, Bären, Menschenaffen, Löwen oder Giraffen – können zudem
nicht erfolgreich ausgewildert werden. Der Artenschutz dient damit hauptsächlich
als Legitimationsstrategie für ein im Kern kommerzielles Geschäftsmodell.
Zoochose: Verhaltensauffälligkeiten in Gefangenschaft
Wildtiere in Gefangenschaft leiden häufig unter Zoochose, auch als
stereotypisches Verhalten bekannt. Dieses tritt bei Stress, Platzmangel oder
sensorischer Deprivation auf. Unter sensorischer Deprivation versteht man dabei
den Mangel an natürlichen Sinnesreizen und Umwelteinflüssen, die Tiere in freier
Wildbahn erfahren würden. Zoochose zeigt sich in nervösem Auf- und Abgehen,
Kopfnicken oder -schütteln, Federrupfen oder Stangenbeißen.
Hochintelligente Tiere wie Delfine leiden besonders stark unter diesen
Bedingungen. Bei ihnen wird über mögliche Selbstverstümmelung und sogar Suizid
diskutiert. Menschenaffen zeigen ebenfalls selbstverletzendes Verhalten, wirken
apathisch oder reißen sich Haare aus.
Zentrale Problemstellung
Wildtiere werden ihrer Freiheit beraubt, zu Zuchtzwecken genutzt und ihrem
natürlichen Lebensraum entrissen. Gleichzeitig gilt ein Teil des entstehenden
Nachwuchses als unerwünscht und wird getötet. Diese Praxis wirft die Frage auf,
ob die kommerzielle Zurschaustellung von exotischen Wildtieren unter diesen
Bedingungen noch zeitgemäß, moralisch vertretbar und zielorientiert ist. Haben
sich zoologische Einrichtungen nicht längst vom ursprünglichen Gedanken des
Artenschutzes entfernt? Haben sie stattdessen das kapitalistische,
profitrentable Potenzial in der Ausbeutung exotischer Tiere für sich entdeckt?
Öffentliche Finanzierung am Beispiel Hannover
Viele Zoos gehören Städten oder Regionen. Der Zoo Hannover befindet sich zu 100
Prozent im Besitz der Region Hannover und wird vollständig regional finanziert.
Öffentliche Gelder fließen damit in eine Einrichtung, deren Praktiken
grundlegenden Tierschutzprinzipien widersprechen.
Forderungen
Öffentliche Finanzierung & Kontrolle
Einstellung staatlicher und kommunaler Subventionen für zoologische
Einrichtungen.
Umleitung öffentlicher Gelder in nicht-kommerzielle Auffangstationen und
Schutzzentren.
Bundesweite Überprüfung aller Zuchtprogramme auf Tierschutz- und
Artenschutzrelevanz.
Einführung verbindlicher ethischer Mindeststandards über die EU-weiten
Zooverordnungen hinaus.
Bildungsarbeit
Förderung virtueller und digitaler Bildungsangebote ohne
Tiergefangenschaft.
Unterstützung alternativer Bildungsorte in Kooperation mit Schulen.
Reform der Bildungsarbeit in Zoos: Fokus auf Tierethik und
Lebensraumschutz.
Tierschutz & Haltung
Perspektivischer Ausstieg aus der Haltung exotischer Wildtiere.
Verbot der Zucht nicht auswilderbarer Arten.
Verbot von Neuanschaffungen aus Wildfängen.
Artenschutz & Nachhaltigkeit
Verlagerung öffentlicher Mittel und Prioritäten auf In-situ-Artenschutz
(Schutz natürlicher Lebensräume).
Verpflichtung zu Kooperationen mit echten Artenschutzprojekten (z. B.
Wiederaufforstung, Anti-Wilderei-Initiativen).

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