| Veranstaltung: | Landesmitgliederversammlung 2025-2 (Goslar) |
|---|---|
| Tagesordnungspunkt: | #7.1.4.1 Beisitzer*in (quotierte Plätze) |
| Antragsteller*in: | Barbara Winter |
| Status: | Eingereicht |
| Angelegt: | 30.10.2025, 17:55 |
B5: Barbara Winter
Bewerbung
Ihr Lieben,
die Arbeit im Landesvorstand der Grünen Jugend Niedersachsen im vergangenen Verbandsjahr hat mich unglaublich geprägt. Ich bin dankbar für all die Menschen, die ich kennengelernt habe, für all die Erfahrungen, die ich sammeln durfte und all die Projekte, die ich mitgestalten durfte. Ich bin an der Aufgabe und dem Verband gewachsen. Und heute bin ich unglaublich glücklich verkünden zu dürfen, dass ich ein weiteres Jahr auf den Posten der Beisitzerin im Landesvorstand der Grünen Jugend Niedersachsen kandidieren werde.
Auch wenn es nicht immer leicht war, habe ich neben meiner Ausbildung zur Tiermedizinischen Fachangestellten Verantwortung für unseren Verband übernommen. Dabei ist mir immer wieder aufgefallen, wie oft wir von Studis reden und wie selten von Azubis. Dass es für die Studis häufig leichter war, einen Kurs nicht zu besuchen, als für mich, mir Urlaub für eine Veranstaltung zu nehmen. Dass ich nach einem anstrengenden 8-Stunden-Arbeitstag im OP irgendwie noch meine Aufgaben erledigen musste. Und ich habe es gerne getan – aber jemanden mit ähnlichen Problemen hatte ich lange nicht in meinem Umfeld.
Es wird Zeit, die Grüne Jugend umzukrempeln, Strukturen für Auszubildende zu schaffen, wo man nur kann, und uns in Debatten bewusst mit einzubinden. Denn ein Verband, der sich „Klassenkampf" groß auf die Fahne schreibt, darf diese Debatte nicht ohne uns führen! Es muss uns erleichtert werden, in Verantwortungspositionen zu gehen und uns aktiv einzubinden. Daran möchte ich im nächsten Verbandsjahr weiterhin arbeiten – damit alle, die wie ich Verantwortung in diesem Verband übernehmen wollen, ein stabiles Netz haben, die Unterstützung bekommen, die sie benötigen, und Ansprechpartner*innen haben mit ähnlichen Erfahrungen.
Ich bin während meiner Ausbildung tagtäglich mit kranken Tieren umgeben, sehe direkt vor mir die Ergebnisse von Qualzucht und falscher Haltung, von Unwissenheit und Leichtsinn. Ich lerne in meiner Ausbildung über die Umstände der sogenannten „Nutztierhaltung" und beschäftige mich mit prekären und tierschutzwidrigen Zuständen in Zoos. Und es kann so nicht weitergehen. Tiere leiden wegen Menschen, die sich auf Profit fixieren. Tiere leiden, damit sie Menschen besser gefallen. Tiere leiden und werden ausgebeutet. Das ist die bittere Realität.
Und am Ende sind es wieder mal Ehrenämter, die das Versagen der Politik auffangen müssen. Tierheime, die ungewollte, rassebedingt kranke Tiere aufnehmen oder sich in Eigenleistung um die Kastration von Tausenden Straßenkatzen jährlich kümmern sollen, sind am Ende ihrer Kapazität angelangt. Und das jedes Jahr aufs Neue. Zwar gibt es gesetzliche Regelungen und Finanzierungen, diese reichen aber noch längst nicht aus. Damit Tierschutzvereine endlich vernünftig ihrer Aufgabe nachkommen können, dürfen sie nicht länger darauf hoffen müssen, ausreichend Spenden zu erhalten.
Aber nicht nur im Tierschutz springen Ehrenämter, gemeinnützige Organisationen und NGOs ein, um Staatsversagen auszugleichen. Organisationen wie Sea Eye müssen sich mittlerweile damit abfinden, auf Missionen von der libyschen Küstenwache beschossen zu werden. Oder die Omas gegen Rechts, die in scharfe Kritik durch rechte Akteure für ihren Protest geraten. Organisationen, die sich gegen Ausgrenzung engagieren und ihr Leben riskieren, um etwas zu bewirken, brauchen Unterstützung und keinen Kurs nach rechts. Sie brauchen unsere Stimme, die ihre Stimme verstärkt und zeigt, dass sie nicht allein sind.
Und während Millionen Menschen sich engagieren, um all diese Missstände in Handarbeit aufzuarbeiten, führt die Regierung einen Zwangsdienst per Losverfahren ein. Ein Schlag ins Gesicht für alle, die unter der Pandemie gelitten haben, noch immer unter mentalen Erkrankungen leiden und ganz einfach nicht für ihr Vaterland ein Jahr ihres Lebens opfern wollen. Aber anstatt den jungen Menschen etwas zurückzugeben, indem man ÖPNV vergünstigt, den Kulturpass bestehen lässt oder die Bedingungen für FSJs etc. verbessert, bekommen sie einen Wehrdienst, um „einmal im Leben etwas für die Gesellschaft zu tun".
Es wird endlich Zeit, dass wir uns auf die wahren Probleme fixieren. Dass Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass nicht länger die gesellschaftlichen Debatten dominieren, sondern Mitgefühl, Menschlichkeit und Antifaschismus zurück an den Tisch kommen. Dass klar rassistische Aussagen als solche öffentlich benannt werden und Konsequenzen nach sich ziehen. Dass eine offen rechtsextreme Partei eingeordnet wird als das, was sie ist: faschistisch. Und dass Menschen, die in Not sind und Hilfe brauchen, diese bedingungslos bekommen.
Lasst uns auch im nächsten Jahr Hand in Hand für eine bessere Welt kämpfen und laut bleiben – denn Antifa ist und bleibt Handarbeit.
Danke für euer Vertrauen,
eure Barbara.
