B8: Leonie Busse

Ihr Lieben,

Deutschland ist kein armes Land aber es ist ein Land, das Armut zulässt.
Armut ist hier kein Unfall, kein Pech und auch nicht selbstverschuldet Armut ist politisch gemacht. Sie ist das Ergebnis eines kapitalistischen Systems, das Reichtum schützt. Statt Solidarität zu zeigen, begegnen wir Armut mit Hass, Hetze und Abwertung. Menschen, die Unterstützung brauchen, werden gegängelt, kontrolliert und sanktioniert, sei es beim Bürgergeld, bei der Bezahlkarte oder anderswo.
Und während immer mehr Menschen nach unten getreten werden, normalisiert sich rechte Scheiße: Ausgrenzung und rechte Narrative werden salonfähig. Immer wieder trifft es diejenigen, die ohnehin schon weniger Schutz, Macht und Sichtbarkeit haben: Menschen mit Migrationsgeschichte, queere und FLINTA*-Personen, Menschen in Armut.

Ich bin Leonie, 23 Jahre alt, komme aus dem Eichsfeld und studiere in Hildesheim Erziehungswissenschaft. Seit 2023 ist die Grüne Jugend mein Einstieg in die Politik, sie hat mich politisiert und wurde meine politische Heimat. Seitdem ist viel passiert: Ich war Sprecherin der Grünen Jugend Hildesheim, habe bei zahlreichen Demos mitgeholfen, den ersten CSD in Hildesheim mitorganisiert und währenddessen wunderbare Menschen kennengelernt. Dabei habe ich unglaublich viel gelernt über Politik, über Solidarität, aber auch über mich selbst. Neben all den positiven Erfahrungen taucht immer wieder eine Frage auf: Gehöre ich überhaupt hierhin? Manchmal fühle ich mich fehl am Platz, als dürfte ich bestimmte Räume nicht betreten oder als würde mir das Wissen fehlen, um wirklich mitreden zu können. Gerade zu Beginn meines politischen Weges und meines Studiums haben mich solche Gedanken oft begleitet und sie tun es bis heute. Manchmal habe ich das Gefühl, meine Sprache sei nicht akademisch oder klug genug, und mir fehlt das Vorwissen, das in bestimmten Räumen einfach vorausgesetzt wird.

Als Frau, als Person mit Migrationshintergrund und als jemand aus einer Arbeiter*innenfamilie weiß ich, wie entscheidend Zugänge sind und wie häufig sie fehlen. Genau deshalb möchte ich mich dafür einsetzen, dass Menschen ohne politischen Bezugspunkt den Weg zu uns finden. Ich will Politik niedrigschwelliger gestalten, Räume öffnen und Menschen mit ähnlichem Hintergrund ermutigen, sich einzubringen und teilzuhaben. Ich möchte für sie sichtbar sein, laut sein und kämpfen, für all jene, die es (noch) nicht können.

Solidarische Grüße,

Leonie :)